Monatsarchiv: Juli 2018

In Sichtweite des Krieges

In „Der Gott jenes Sommers“ erzählt Ralf Rothmann aus der Sicht einer Zwölfjährigen behutsam von den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs auf einem norddeutschen Landgut und knüpft damit an seinen Bestseller „Im Frühling streben“ an.

Als vor drei Jahren Ralf Rothmanns „Im Frühling sterben“ erschien, verhinderte der Autor eine Nominierung seines Romans für den Deutschen Buchpreis, obwohl dieser vorab von vielen Kritikern als Mitfavorit gehandelt worden war. Rothmann verzichtete damit nicht nur auf ein mögliches Preisgeld von 25.000 Euro, sondern auch auf ein enormes Maß an Publicity. Ein Verzicht dieser Art mag ungewöhnlich erscheinen, passt aber zu Rothmann, denn der 1953 in Schleswig geborene und im Ruhrgebiet aufgewachsene Schriftsteller ist ein eher öffentlichkeitsscheuer Vertreter seiner Zunft, der sich lieber abseits des Literaturbetriebtrubels bewegt.

Im Frühling sterben“ schaffte es letztlich auch ohne Buchpreis auf die Bestsellerlisten und avancierte zum bisher größten Erfolg eines Erzählers, dem lange das Etikett „Ruhrpott-Poet“ anhaftete, obwohl er bereits seit 1976 in Berlin lebt. Nun ist pünktlich zu Rothmanns 65. Geburtstag sein inzwischen neunter Roman erschienen – „Der Gott jenes Sommers“ knüpft an den Vorgänger aus dem Jahr 2015 an. Während Rothmann darin die tragische Freundschaftsgeschichte der beiden 17-jährigen Melkergesellen Walter und Fiete schildert, wendet er sich im Nachfolgewerk der zwölfjährigen Luisa zu. Nach der Bombardierung Kiels muss Luisa mit ihrer Mutter und der älteren Schwester Anfang 1945 aufs Land fliehen. Untergebracht wird die Familie auf jenem Gutshof, auf dem Walter und Fiete arbeiten. Doch während die beiden im Frühjahr eingezogen und an die Front nach Ungarn geschickt werden, erlebt die leidenschaftliche Leserin Luisa die letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs auf dem norddeutschen Land.

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