Monatsarchiv: Februar 2016

Smarter Doppel-Whopper

Zugzisch

ein Mann im Zug mit zwei Smartphones 

das eine zum Texten in der rechten Hand

das andere in der linken Hand am Ohr

zum zeitgleichen Telefonieren 

DIGITAL IST BESSER

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Schnipsel

Variante der eigenen Biographie

Ortheil Kind sw

Mit seinem Liebesroman „Das Kind, das nicht fragte“ setzt der Schriftsteller, Pianist und Professor für Kreatives Schreiben Hanns-Josef Ortheil sein großes autobiographisches Schreibprojekt fort: Er erzählt die Geschichte eines kleinen Bruders, der sich in einer sizilianischen Kleinstadt von seiner Vergangenheit zu lösen versucht und dabei die Liebe seines Lebens findet.

Noch bevor Benjamin Merz sizilianischen Boden unter den Füßen hat, befindet er sich mitten auf der Gangway der Passagiermaschine in der ersten peinlichen Situation: Eine Stewardess versucht mithilfe einer Serviette die klebrigen Spuren einer Marzipanorange von seinen Fingern zu entfernen, während ihn „die anderen Fluggäste aus dem Inneren des wartenden Busses so entsetzt anstarren, als wäre gerade ein großes Unglück passiert.“ Um der misslichen Lage zu entfliehen, wickelt er die Serviette „geschickt wie einen Verband“ um seine Finger; die Stewardess schaut ihm „etwas besorgt hinterher“, doch schließlich schafft er es, „den Boden Siziliens ohne weitere Komplikationen zu betreten“.

Weiterlesen

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter ältere Bücher

Wort der Woche

fernrohr

 

Realsatire

 

 

 

 

 

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Wort der Woche

Deprimierende Reduktion

Köhlmeier

Es war eine beunruhigende, eine geradezu unheimliche Nachricht, als Europol vor Kurzem verkündete, dass etwa zehntausend bereits in Europa registrierte minderjährige Flüchtlinge verschwunden seien. Möglicherweise könnten sie in die Hände von Menschenhändlern geraten sein, was noch einmal verdeutlicht: Kinder und Jugendliche, die ohne Begleitung von Erwachsenen nach Europa flüchten, sind besonders gefährdet – so wie das namenlose Mädchen in dem neuen Werk des österreichischen Schriftstellers Michael Köhlmeier.

Das Mädchen mit dem Fingerhut“ heißt der Kurzroman, in dem der 66-Jährige die traurige Geschichte eines 6-jährigen Mädchens erzählt. Dieses Mädchen, das keinen Namen und keine Vergangenheit zu haben scheint, wird in einem ihr fremden Land in einer ihr unbekannten Stadt ausgesetzt. Niemand kennt das Mädchen und mit niemandem redet sie, da ihr eingetrichtert worden ist, dass sie schweigen solle, wenn andere sie etwas fragen.

Weiterlesen

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Bücher 2016

Wort der Woche

fernrohr

 

 

Hintergrundwissen

 

 

 

 

 

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Wort der Woche

Sehnsuchtsort Ostsee

Sander1

Gregor Sanders feiner Erzählungsband „Winterfisch“

Während die Short Story sich in den USA nicht hinter dem Roman verstecken muss, schlummern Kurzgeschichten und Erzählungen in Deutschland immer noch im Schatten ihres großen Bruders. Ob das an den Lesern oder an den Verlegern liegt, sei dahingestellt – an den Schriftstellern jedenfalls kann es nicht liegen, denn es gibt sie, die deutschen Autorinnen und Autoren, die exzellente Erzählungen schreiben. Zu diesen gehört der 1968 in Schwerin geborene Gregor Sander mit seinem 2011 erschienen Erzählungsband „Winterfisch“.

Für die Titelerzählung dieses Bandes wurde er 2009 beim Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt mit dem 3sat-Preis ausgezeichnet. Er hätte den Preis aber auch für jede andere der insgesamt neun Erzählungen verdient, die alle im Ostseeraum spielen. Dieser Meinung war offensichtlich auch jene Jury, die ihm 2012 den mit 15.000 Euro dotierten Preis der LiteraTourNord verlieh.

Alle neun Texte sind in sich stimmig, erzeugen eine dichte Atmosphäre und blicken auf die See hinaus. Ob Sander die Geschichte alter Studienfreunde auf einem Segeltörn, einer Köchin auf Hiddensee, zweier Zwillingsbrüder in Finnland oder eines Liebespaars auf den Spuren Ingmar Bergmans auf Gotland erzählt: Immer wieder taucht das Meer auf – ist mehr als Kulisse, ist Spielpartner und Sehnsuchtsort zugleich.

Neben der Ostsee kommt auch der DDR in einigen Erzählungen eine zentrale Rolle zu. Sander zeigt in verdichteter, fein gesponnener Form, dass die emotionalen Altlasten eines Systems – die Spuren (inzwischen) eingerissener Grenzzäune und DDR-Familiengeschichten – mithilfe geschickt verwobener Zeitebenen sowie entschlackter Sätze auf 20 Seiten entfaltet werden können. Mit wenigen Worten charakterisiert Sander die Figuren seiner Geschichten, die einen immer gleich mit dem ersten Satz packen und erst wieder aufschrecken lassen, wenn man erkennt, dass man schon wieder auf ein Ende dieser zwar kleinen, aber großartigen Erzählungen zusteuert.

Gregor Sander: Winterfisch. Erzählungen. Wallstein, Göttingen. 190 Seiten.

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter ältere Bücher

Wort der Woche

fernrohr

 

 

Lüftungsschacht

 

 

 

 

 

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Wort der Woche

Begleitschreiben des Elfenbeinturmbewohners

Handke

Ob Romane, Erzählungen, Theaterstücke, Drehbücher, Gedichte, Übersetzungen oder Essays – in allen Gattungen hat Peter Handke Bedeutendes geschaffen. Ob auch seine Buchbesprechungen aus den 60ern und seine Feuilletons der vergangenen Jahre literarischen Wert haben oder bloße Randprodukte sind, darüber lässt sich nach der Lektüre des neuen Sammelbands „Tage und Werke“ durchaus streiten.

Sicherlich gehört der inzwischen 73-jährige Österreicher immer noch zu den produktivsten, vielseitigsten, eigensinnigsten und zugleich faszinierendsten Schriftstellern der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Mit dem Roman „Die Hornissen“ (1966) feierte er sein Debüt, mit unkonventionellen Sprechstücken wie „Publikumsbeschimpfung“ (1966) und „Kaspar“ (1967) Erfolge im Theater und mit „Die Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt“ (1969) veröffentlichte er einen Gedichtband, der nahezu zum Bestseller avancierte. Erstmals für größere Aufregung gesorgt hatte der 1942 in Kärnten Geborene indes im April 1966 durch seine (inzwischen legendäre) Wortmeldung bei der Tagung der Gruppe 47 in Princeton, bei der Handke den Anwesenden „Beschreibungsimpotenz“ vorgeworfen hatte.

Weiterlesen

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Bücher 2015

Wort der Woche

fernrohr

 

 

Hirnriss

 

 

 

 

 

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Wort der Woche