Archiv der Kategorie: Glossen

Oh mein Utopia

Pirandello1

In feiner Regelmäßigkeit keimt eine gewisse Sehnsucht in mir auf – und zwar immer dann, wenn meine diversen Mailpostfächer überquellen, meine To-do-Liste trotz 60-Stunden-Woche Tag für Tag weiter wild auswuchert und mein so liebgewonnenes Smartphone in der Hosentasche mit einem sanften Brummen dauervibriert, während sich meine Facebook-Freunde in Rage reden, die BILD-Titelseiten meinen Puls hochtreiben und ich bei meinen Radtouren durch die Stadt tagtäglich ein gutes Dutzend Mal überdimensionierten Blechkarossen ausweichen muss, um nicht auf direktem Wege von einer Stoßstange ins Nirwana katapultiert zu werden.

Wenn all das zusammenkommt, dann ist es wieder so weit, dann sehne ich mich nach einer von mir selbst zusammengezimmerten Hütte auf einem Hügel irgendwo im Niemandsland, mit Blick auf einen See und eine Blumenwiese. Weit und breit keine Menschenseele, keine Asphaltrennstrecken für SUVs, kein Internet, kein Facebook, kein Mobiltelefon!

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17 – Tarantino-Twist

beatlessimpson

Let´s twist again‹ röhrte Chubby Checker 1961 auf dem Höhepunkt der Twist-Bewegung. Ein Jahr zuvor hatte Checker Arme, Becken und Zehenspitzen drehend mit ›The Twist‹ einen Hit gelandet und mit rhythmischer Musik und Körperverdrehung eine Twist-Welle ausgelöst; denn die Jugend der Sechziger ließ sich nicht lange bitten, sondern drehte sich in den Tanzhallen mit. Selbst ins Land der Krauts schwappte der Twist, wo er auch gleich eingedeutscht wurde (von Caterina Valente im Westen und von Manfred Krug im Osten).

Die Jugend ließ beim Twist im 4/4tel-Takt die Becken kreisen, und die Erwachsenen schüttelten dazu die Köpfe, denn trotz des fehlenden Körperkontakts der Tanzenden, glaubten die dauergewellten Damen und frisch gescheitelten Herren im Twist eine gewisse Ähnlichkeit zu jenen Bewegungen zu erspähen, die sie sich selbst nur hinter verschlossener Schlafzimmertür im Ehebett erlaubten, nachdem die Hornbrille auf dem Nachtschränkchen zur Seite gelegt worden war.

Checker und der Twist wurden Mitte der Sechziger von den Beatles überrollt. Erst in den 1990ern löste Tarantinos ›Pulp Fiction‹ ein Twist-Revival aus: Die Kinogänger wollten wie Uma Thurman und John Travolta stylish bar- oder sockfuß über die Tanzflächen dieser Welt twistern, so wie es die beiden Filmstars zu Chuck Berrys ›You never can tell‹ vorgeturnt hatten. Eine Kultszene, der wir die Arterhaltung hüftschwingender Zehenspitzentänzer verdanken; und eine Szene, die in knapp zwei Minuten alle elementaren Grundlagen des Twist-Tanzes vermittelt – der je nach Bedarf vor oder hinter verschlossenen Schlafzimmertüren getanzt werden darf.

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DSDSS

römisches Hundepaar

 

Das Musikmachen dient dem Menschen als Ausdrucksmittel für seine tiefsten Gefühle: Freude, Liebe, Lust, Melancholie, Kummer, Trauer, Gram, Groll oder Zorn verwandeln sich in Töne, Akkorde, Melodien, Rhythmen, Verse, Refrains, Lieder. Musik kehrt das Innerste des Menschen nach außen.

Das gilt auch für Nazis! Statt mit ihren Kameraden für jedermann sichtbar durch die Straßen zu marschieren, um im Gleichtakt bizarre Parolen zu blöken oder mit Schlagringen auf vorbeihuschende Passanten einzudreschen, versuchen ungeliebte Burschen ohne Frisuren, ihren Hass auf alles, was anders ist als sie, in – na ja – „Musik“ umzuwandeln. Sie malträtieren unschuldige Gitarren, Trommeln und Mikrofone, drehen die Verstärker bis zum Äußersten auf und grölen ihre sonderbar anmutenden Wortketten in eine Welt hinaus, die nicht nett zu ihnen war und nun eines Besseren belehrt werden soll.

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Die Dete, die Dete, die Dete!

dete-außen

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei! Das wusste bereits der singende Da-Da-Da-Philosoph Stephan Remmler. Vergänglichkeit klebt wie ein hartnäckiger Kaugummi an all unserem Streben.

Dass wir ach so einzigartigen Krönchen der Schöpfung eines Tages alle genauso wie jede x-beliebige Sau dem Schlachtermesser der Zeit zum Opfer fallen, dies ist ein Fakt, dem sich nicht zu widersetzen lohnt. Dass jedoch bereits zu Lebzeiten etwas, das wir lieb gewonnen haben, im Orkus des Weltenlaufs hinfortgespült werden soll – das sehen wir nicht ein! Da stellen wir uns in aller Öffentlichkeit auf die fein besohlten Füßchen, reißen die Ärmlein in die Höhe, wedeln mit selbstgebastelten Wimpeln und pusten in Trillerpfeifen, um gegen diese Ungerechtigkeit zu protestieren.

Nicht selten allerdings ist alle Pfeifentrillerei und Wimpelwedelei vergebens. Das führte uns vor einem Jahr exemplarisch eine Lokaltragödie vor Augen: der Tod der Dete!

Für all jene, die bisher nicht wissen, wer genau diese Dete war, hier eine knappe Rückblende: Die Dete war einst ein Möbelhaus namens Deters, das vor Jahren aufgegeben, leer geräumt und gekauft wurde von einem Investor, der es verwaist dastehen ließ – bis sich sechs Freunde des Gebäudes annahmen, zwei Buchstaben aussortierten und dafür allerhand Polstermöbel, technisches Equipment, Kunst und Kultur und viel gute Laune hineinschleppten.

Das Kultureinrichtungshaus Dete war geboren und eroberte im Nu die Herzen vieler Neustädter. So ein offener Raum für Ausstellungen, Konzerte, Lesungen und Theater, der hatte dem Stadtteil bisher gefehlt. Doch nicht allein die Neustädter, sondern allerlei Leute aus verschiedenen Ecken der Hansestadt strömten Woche für Woche in die Dete.

Und so tranken Schwachhausener Brüderschaft mit Pusdorfern, spielten Grolländer Tischfußball mit Viertellinis und drehten Oberneuländer neben Gröpelingern auf dem Bürgersteig Zigaretten – in der Dete wuchs bei Kaffee und Kuchen, bei Wein und Bier, bei Mate und Nappos auf Sofas, Sesseln, Paletten und mit ollem Teppich überzogenen Treppenstufen zusammen, was zusammengehört.

Doch aller Popularität und Medienberichterstattung, allen Nachbarschaftsinitiativen wie Sympathiebekundungen von Stadtteilpolitikern und allen Unterschriftenaktionen sowie Demonstrationen zum Trotz, hieß es schließlich: bye, bye, lovely Dete.

Und so gedenken wir in grimmiger Trauer eines Ortes, der sich in nur zehn Monaten für so viele in ein zweites Zuhause verwandelt hatte, und sagen schlicht, einfach und pointenfrei:

Danke Dete, wir werden Dich nicht vergessen!

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Menü à la Sarrazin

mauerblick

Wer nicht arbeitet, der hat auch keinen großen Hunger. Das dachte sich wohl Thilo Sarrazin, als er einst zum Wohle der Berliner Senatskasse einen Speiseplan für Hartz IV-Empfänger austüftelte, der diesen vor Augen führen sollte, wie leicht sich mit dem vom Staate gespendeten Tagessätzen anständig haushalten ließe, wenn man nur wirklich wolle. In der realen Lebenswelt nach Sarrazins Vorstellungen verwirklicht, könnte der Plan dem Alltag der Angesprochenen in etwa folgende Struktur verleihen:

Den Tag begrüßt Hartzi mit zwei Aufbackbrötchen, auf die er jeweils zwei Gramm Butter schmiert; zwischen die ersten beiden Hälften klemmt er dann eine Scheibe Käse, während er auf den anderen beiden 5 Gramm Marmelade verteilt – dabei trinkt er seine erste Tasse Pfefferminztee.

Falls der Magen nach diesem Morgenmenü wider Erwarten noch immer sanft grummeln sollte, zaubert Hartzi die sarrazinschen Joker aus dem Frühstückskorb: einen Apfel aus dem 2-Kilo-Sack sowie ein Glas Orangensaft aus Orangenkonzentrat. Eine zweite Tasse Tee darf er sich ebenfalls gönnen (bei Bedarf zur Abwechslung gern auch einen Schwarzen Tee); Kaffee gibt’s jedoch erst am Nachmittag, damit Hartzi was hat, auf das er sich den ganzen Tag freuen kann.

Nach dem Frühstück packt Hartzi seine kleine, einst auf dem Flohmarkt ergatterte Taschenwaage ein und begibt sich auf einen Verdauungsspaziergang zum Aldi (man hat ja Zeit). Dort füllt er seine mitgebrachten Tupperdöschen mit 100 Gramm Hack für 38 Cent, 125 Gramm Spaghetti für 15 Cent sowie 200 Gramm Tomatensoße für 40 Cent. Anschließend schlendert er mit seinen exakt abgewogenen Nahrungsmittelmengen an den Spirituosen- und Süßwaren-Regalen vorbei zur Kasse, um die genau berechneten 1,03 Euro fürs Mittagessen zu zahlen, das er zu Hause eigenhändig in der Pantryküchennische zubereitet und sich schließlich zu einem Glas Leitungswasser munden lässt.

Anschließend studiert er die Werbeblätter von Aldi, Lidl und Penny, um zu gucken, ob nicht vielleicht irgendwo Butter oder Marmelade im Angebot ist, denn das liebste Hobby unseres Hartzis ist das Kostenreduzierungsspiel, auch „Schlag den Sarrazin“ genannt. Ziel ist es, noch unter den veranschlagten sarrazinschen Tagessatz zu bleiben, damit ein paar Cent für Luxusartikel wie eine Tafel Schokolade übrig bleiben, die sich Hartzi dann am Wochenende genehmigen darf.

Nachmittags kocht er sich endlich seine wohlverdiente Tasse Kaffee und holt einen 29-Cent-Joghurt aus dem Kühlschrank. Da klingelt es. Unangekündigter Besuch vom Thilo, der mit leeren Händen vor der Tür steht und grinst. Hartzi heißt ihn willkommen und bietet ihm eine halbe Tasse schwarzen Kaffee sowie fünf Löffel Joghurt an. Gemeinsam lassen sich die beiden ihren Nachmittagssnack schmecken und diskutieren dabei heiter über die aktuellen Aldi- und Lidl-Schnäppchen.

Gegen 19 Uhr will Hartzi sein Abendbrot zubereiten und schaut leicht verlegen seinen Freund Thilo an, der keine Anstalten macht, wieder nach Hause zu gehen. Also lädt unser Hartzi ihn auch zum Abendbrot ein, serviert ihm ein Viertel Gurke, 50 Gramm Kartoffelsalat sowie 47,5 Gramm Leberkäse.

Und jetzt noch ein schönes Bier!“, sagt der Thilo, und unser Hartzi nickt, schenkt jedoch Leitungswasser ein, denn eine Flasche Bier steht erst am Wochenende auf dem Speiseplan. In der Woche ist das eh Unfug, denn wer nicht arbeitet, hat auch keinen Feierabend, und wer keinen Feierabend hat, der braucht auch kein Feierabendbier. Basta!

Gegen 21 Uhr verabschiedet sich der Thilo von seinem Freund, um in irgendeiner Kneipe noch seinen Bier-Brand zu stillen. Hartzi hingegen bleibt zu Hause. Wieder allein in seiner Einzimmerwohnung setzt er sich auf seinen Lieblingsstuhl ans Fenster, schaut auf die Hochstraße, zählt die Audis, BMWs und Mercedesse und freut sich auf den nächsten Tag – denn da erwarten ihn eine Banane, eine Gemüsesuppe, zwei Scheiben Brot und sogar zwei Tassen Filterkaffee. Sarrazin sei Dank!

Anmerkung der Redaktion: Alle im Text verwendeten Klischees wurden bewusst gewählt, in der Hoffnung, dadurch Sarrazins Vorstellungen möglichst nahezukommen. Wer sich dennoch daran stört, möge das bitte entschuldigen oder sich direkt bei Herrn Sarrazin beschweren.

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Punk mit Butter

Palermo-Punk-Art

Früher hingen am Sielwalleck immer die Punks ab, sie hockten dort mit ihren Hunden auf ranzigen Wolldecken, tranken Karlsquell aus Dosen und hörten Oi-Punk, der aus alten mit Panzerband zusammengehalten Kassettenrekordern schepperte. Einer aus der Gruppe stand meist auf dem Gehweg und quatschte die Leute an, die vorbeigingen. Haste mal ne Mark war schon so etwas wie ein geflügeltes Wort, damals, Ende der Neunziger, als es noch keinen Euro gab. Manchmal blieb ich stehen, kramte in meinem Portemonnaie und gab ihnen eine Mark oder siebzig, achtzig Pfennig, was der Punk dann immer Hammer oder geil fand, aber letztlich wohl vor allem dem Kiosk gegenüber oder dem ALDI in der Bismarckstraße zugutekam, wo die Punks ihr Bier kauften.

Inzwischen sind die Punks von der Sielwallkreuzung verschwunden, schon ziemlich lange eigentlich, ohne dass ich sagen könnte, wann genau. Vielleicht ist ja auch daran der Euro schuld, der an so vielem anderen angeblich schuld sein soll. Der Euro hat die Punks vertrieben wäre ja mal eine interessante Parole für die Wahlplakate dieser rechtspopulistischen Anti-Euro-Partei. Auf dem Plakat könnte man einen Punk mit der Parole abdrucken: Früher war ich Punk, seit es den Euro gibt, bin ich arbeitslos. Das wäre doch zumindest irgendwie originell.

Seit Neuestem habe ich wieder regelmäßig Kontakt mit Punks. In dem Haus, in dem ich im Dachgeschoss wohne, lebt seit ein paar Monaten eine Punkerin im Erdgeschoss, zusammen mit Herrn Schmidt, ihrem Rottweilermischling, die beide des Öfteren Besuch bekommen von anderen Punks. Wenn ich denen zufällig an der Haustür begegne, fragen die nie nach 70 oder 80 Cent, sondern halten mir höflich die Tür auf, und ich merke dann jedes Mal, dass ich völlig falsche Vorstellungen von Punkern habe. Meine Punk-Nachbarin hört sogar Queen und hat immer einen Hundebeutel dabei, wenn sie mit ihrem Rottweilermischling Gassi geht – von wegen Scheiß auf das System! Die Punks von heute sind auch nur ganz normale Leute; schließlich macht die einstige Ikone des Punks, John Lydon, ja inzwischen auch Werbung für Butter und nennt das dann Anarchie. In diesem Sinne könnte man sagen: Läuft doch wie geschmiert mit der Gesellschaft und den Punks – so harmonisch war´s früher nie:-)

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Der Himmel über dem Bonbonhäuschen

Gärten ohne Bonbonhaus

Früher war es noch schöner! Da konnte ich im Winter aus meiner Neustädter Dachbude die Sonne hinter dem Bremer Flughafen versinken sehen. Vor ein paar Jahren entdeckte jedoch ein Investor den verwilderten Garten gegenüber und stopfte die Baulücke mit einem bonbonfarbenen Reihenhaus. Wo früher ein mächtiger Magnolienbaum blühte, ein Igel seine Runden drehte und ein Eichhörnchen von Ast zu Ast hüpfte, ordnet heute hinter einem Gartenzäunchen ein runder Reihenhausbewohner mit Harke und Schaufel sein Blumenbeet, während die dauergewellte Gattin das Weiß der Haustür poliert und ihr Pekinese kläffend und Schwänzchen wedelnd um sie herumtänzelt.

Das alles ist drollig anzuschauen, aber am besten ist es immer noch, von meinem Sessel aus am Bonbonhäuschen vorbei in die grünen Hintergärten und im Winde wippenden Baumkronen zu blicken, dem Vogelgezwitscher und Kreischen der Möwen zu lauschen oder mir die Sommersonne auf den Bauch scheinen zu lassen. Auch nachts ist der Fensterplatz exquisit: Da schlummert mein Viertel und die Hardenbergstraße streckt sich einsam in die Länge, nur hin und wieder torkelt ein Nachbar, von der Eckkneipe kommend, seiner Souterrainbehausung entgegen und zersingt die Stille, die sonst allein die Kirchturmglocke oder die Trommler vom Werdersee durchbrechen.

Will ich am Tage das Reihenhaus komplett ausblenden, fläze ich mich rücklings auf mein Sofa, lasse das rote Satteldach unter meiner Fensterbank versinken, schaue den Wolkendampfern zu, wie sie über das Blau in den Horizont hinausschippern, und denke mir: Zu Hause ist es doch am schönsten.

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Mit Wittgensteins Enten am Werdersee

London banks

Zu Füßen des Huckelrieder Friedhofs schlummerte ich am Deich auf dem Ufergrün des Werdersees über Wittgensteins Tractatus Logico-Philosophicus, bis mich laute Rufe und Planschgeräusche aus meinem Nickerchen zurück in die Wirklichkeit jenes Sommerabends zerrten. Ich rieb mir die Augen, schaute aufs Wasser und erspähte hinter dem Schilf eine Horde von Aquazentauren – behelmte Kreaturen jagten auf ihrem schwimmenden Rumpf mit einem Paddel bewaffnet einer neongelben Kugel hinterher.

Ich staunte und fragte mich, was genau diese Kreaturen dort drüben trieben. Auskunft erhielt ich von einem Stockentenpärchen, das sich neben meiner Decke in der Sommerabendsonne wärmte und mir verriet, dass es sich bei den Aquazentauren um ganz gewöhnliche Menschen handle, die sich dem – allen Enten suspekten – Kanupolo widmeten.

Ich dankte den beiden für ihre Auskunft, was ihnen zu gefallen schien, denn sie verfielen in Plauderlaune und berichteten allerlei Werderseeanekdoten von manischen Ruderern, Anglern am Morgen, nacktbadenden Pärchen, Gitarrespielern am Lagerfeuer, nächtlichen Elektropartys, Spaziergängern mit unverschämten Hunden, ausufernden Grillfesten und durch die Gegend flatternden Plastikmüll.

Als ich die zwei um eine abschließende Meinung zu den Werderseebesuchern bat, da verstummten sie – nur der Erpel meinte noch: Wovon man nicht sprechen könne, darüber solle man schweigen! Dann nickten sie mir kurz zu, watschelten Richtung Wasser und verschwanden in der Uferböschung.

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Selbstoptimierung für absolute Anfänger

Eichhörnchen

Wer will das nicht – ein besserer Mensch werden?

Doch mit dem Wollen ist das so eine Sache. Man will ja so vieles: früher aufstehen, sich gesünder ernähren, mehr Sport treiben, eine Fremdsprache lernen, eine Familie gründen, die Karriereleiter erklimmen, den Müll rausbringen …

Doch da ist dieser innere Sesselpupser, der gern in Polstermöbeln versinkt, an schokobestückten Keksen knabbert, sich an Kaffeetassen wärmt und in Magazinen blättert.

Wie kann man diesem Schlaffi bloß Unternehmergeist einbläuen?

Auf die Frage gibt es nur eine ultimative Antwort:

MIT SELBSTMANAGEMENT!

Denn Selbstmanagement ist der erste Schritt zur Selbstoptimierung!

Folglich gilt es, den faulen Sack vom Sofa zu stoßen, die Muskeln zu spannen und einen Ablaufplan fürs neue Leben zu skizzieren.

Und so starte ich von nun an jeden Morgen um 5 Uhr mit 30 Minuten Poweryoga in den Tag, frühstücke ein Schälchen Magerquark mit Frischobststückchen, dusche mich eiskalt und setze mich dann für 45 Minuten zum Chinesischlernen an den Schreibtisch, bevor ich mit dem Rad zur Arbeit aufbreche.

So sieht mein Start in den Tag aus – zumindest laut Plan.

In der Realität entwickeln sich des Öfteren unerklärliche Verzögerungen, die meist bereits damit beginnen, dass der Wecker zu leise klingelt, weshalb ich erst um sieben Uhr erwache, erschrocken aus dem Bett stürze, mir meine Klamotten überstreife, zum Bahnhof hetze und im Zug verschwitzt im Sitz klebe, während ich bei einem Coffee-to-go meine Tages-To-do-Liste leicht umstrukturiere.

Am Feierabend eile ich indes voller Tatendrang nach Hause, wo diverse Tagespunkte abgearbeitet werden wollen.

Bevor ich jedoch an meinem Englischwortschatz werkel, das Bad schrubbe und die Joggingschuhe überstreife, gönne ich mir fünf mickrige Minütchen Entspannung auf dem Sofa … auf dem so gemüüüüütlichen Sofa, in dem man so herrlich versinkt …

Und während mir die Augenlider zuklappen, sinniere ich darüber, was das eigentlich ist – ein besserer Mensch. Vielleicht ist das ja einer, denke ich, einer, der …

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