Zeitfenstergeschenke – eine Banaleske

Portugalstraßenbahn

Wenn man mit von sich selbst nicht gekannter Überpünktlichkeit mit dem Reisekoffer in der Hand in die Bahnhofshalle spaziert, entspannt Richtung Gleis 9 schlendern will, noch einen Blick auf die große, alle anstehenden Zugverbindungen auflistende Anzeigetafel wirft, ins Stocken gerät … den eingeblendeten Lauftext ein drittes Mal liest, um sicher zu gehen, dass man sich nicht verlesen hat und die angekündigten 40 Minuten Verspätung auch tatsächlich für den Intercity-Express gelten, dem man eben noch so frohgemut entgegengeeilt war; wenn man dann eine 180°-Drehung vollzieht, zum Informationsschalter der Deutschen Bahn geht, sich an die kürzere der beiden Schlangen stellt, dort im Stillstand verharrt, während die andere Schlange im Schnelldurchlauf abgefertigt wird; wenn man irgendwann die Seite wechselt, dort tatsächlich (entgegen der eigenen Erwartung) rasch zum Schalterbeamten gelangt, der einem einen neuen Verbindungsmix zusammenstellt, den aktualisierten Reiseplan ausdruckt und zudem den Fahrschein mit einem Stempel und seiner Unterschrift autorisiert; wenn man den neuen Plan studiert, auf die Uhr schaut und feststellt, dass man jetzt immer noch ein halbes Stündchen hat und dass das genügend Zeit ist, um sich beim ersten Kaffee des Tages an einem Neustart zu versuchen; und wenn man dann in einem italienisch anmutenden Café auf einem Barhocker sitzt, ein Stückchen vom Croissant in den Cappuccino tunkt, in den Mund schiebt und dort langsam auf der Zunge zergehen lässt, während hinter der Glasscheibe die Reisenden vorüberhetzen …

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Eingeordnet unter Bremen, Schnipsel

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