Endlose Vorfrühjahrsmüdigkeit, die schon abends um sechs an mir zerrt, mich versinken lässt im weichen Polster eines alten Sessels im Karton, wo ich auf dem Podest, das bei Veranstaltungen als Bühne dient, in der Ecke neben einer großblättrigen Pflanze sitze, deren Namen ich nicht kenne. Zusammen spiegeln wir uns in der großen Scheibe, hinter der der dunkle, frostige Februar lauert, der den kompletten Tag über die Sonne vor uns versteckt hat. In der Spiegelung sehe ich das, was die Passanten auf dem Deich sehen, wenn sie aus dem Abenddunkel in den Karton schauen – ein Ich auf einem Sessel unter den Blättern einer mannshohen Zimmerpflanze, ein Ich mit einem Buch auf dem Schoß und einem Bleistift in der rechten Hand, der immer mal wieder zu Boden fällt, wenn das schläfrige Ich beim Lesen wegdämmert. Ich hingegen erkenne hinter meinem Spiegelbild nur die Silhouetten der Passanten, die Fenster der erleuchteten Büros im Betonklotz gegenüber und die Reflexionen auf dem zittrigen Weserwasser, das nach Bremerhaven fließt. Was will das Wasser eigentlich in Bremerhaven, frage ich mich, ist das ein Sehnsuchtsort oder ein Schicksal für die einzelnen Tropfen, und warum war ich noch nie im Bremerhavener Zoo, obwohl Heinz Sielmann einer meiner Kindheitshelden war, und wieso liegt mein Bleistift schon wieder auf dem Teppich? Ich glaube, es wird Zeit für eine zweite Dosis Koffein, also winke ich der Bedienung zu, und die Bedienung winkt zurück …