Am späten Abend im Wiener Hofcafé ist selbst die Dame hinterm Tresen voll – die zwei Gäste vor dem Tresen sowieso. Ein Vollbärtiger mit rot leuchtender Kartoffelnase philosophiert mit schwungvoller Brummbärstimme über Sinn und Unsinn von Flaschenbier im Glas, zieht sein T-Shirt am Bund ein paar Zentimeter in die Höhe und präsentiert seiner Sitznachbarin auf dem Barhocker neben ihm seine nackte Wampe mit einem Grinsen, das zwei oder drei Zahnlücken preisgibt. Die Frau, die bestimmt zehn oder fünfzehn Jahre jünger als der vermutlich schon sechzigjährige Bauchbesitzer sein dürfte, nickt anerkennend.
„Da steckt wohl ein Kleinwagen drin.“
Der Bärtige lacht und lässt seine haarigen Pranken mehrmals auf seine nackte Wampe klatschen.
„Kleinwagen? Von wegen! Da steckt ein ganzes Einfamilienhaus drin. Ohne mich wäre bestimmt allein in Bremen ein halbes Dutzend Kneipen pleite gegangen. Nech, Gerda?“
Die angesprochene Frau hinterm Tresen, die altersmäßig mit ihrem Gast und seiner prachtvollen Plauze ganz gut mithalten kann, nickt.
„Ja Gerd, das täte wohl stimmen, wenn du jeden Schnaps auch bezahlt hättest.“
„Na, ein bisschen Mengenrabatt habe ich ja wohl verdient.“
Da lacht der Bärtige noch einmal sein sattes Lachen, das in einem Grunzen mündet, klatscht sich ein letztes Mal auf seine Wampe und zieht das T-Shirt wieder runter.
„Da will ich meine Sparsau mal wieder zudecken.“
Die Tanztendenz des Geistes 
Tolle Reportage! Da muss ich irgendwann wieder hin. Da habe ich mehrere Schlägereien erlebt. Haben die noch Billard im Hinterzimmer?
LG
Ian
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Die Schlägereien habe ich bisher bedauerlicherweise immer verpasst (warst du da irgendwie involviert?). Billard im Hinterzimmer müsste es noch geben – ansonsten scheinen Personal & Gäste in den letzten Jahren insgesamt jünger geworden zu sein. Geraucht & getrunken wird aber immer noch massig (das können die Jüngeren auch:-))
LG
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