Am morgigen Dienstagabend (12. Juni um 19:30) ist der Schweizer Schriftsteller Peter Stamm mit seinem aktuellen Roman in der Bremer Buchhandlung Storm zu Gast; ich darf den Abend moderieren und freue mich sehr darauf, da mir nur wenige Schriftsteller einfallen, die in ihren Romanen existenzielle Fragen so lakonisch, dicht und unprätentiös verhandeln wie Peter Stamm. Wäre ich nicht als Moderator vor Ort, säße ich definitiv im Publikum:-)
„Während ich schrieb, kamen all die Gefühle zurück, die ich damals empfunden hatte, meine Liebe zu Magdalena, das Gefühl der Fremdheit und der Nähe, wenn wir zusammen waren, die Angst sie zu verlieren, und dann die Trauer über den Verlust. Manchmal versank ich in Tagträumen, saß stundenlang in meiner Dachwohnung, schaute aus dem Fenster in die Landschaft, die vor meinen Augen verschwamm mit Bildern aus meiner Erinnerung. Ich verstand manches besser, was Magdalena damals gesagt oder getan hatte, und ich begriff, wie schwer ich es ihr gemacht hatte. Mit jugendlichem Pathos hatte ich geglaubt, mich zwischen ihr und dem Schreiben entscheiden zu müssen, zwischen Liebe und Freiheit. Jetzt erst begriff ich, dass Liebe und Freiheit sich nicht ausschlossen, sondern bedingten, dass das eine nicht ohne das andere möglich war.“
[Peter Stamm, Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt, S. 115/116]
Peter Stamm liest am 12. Juni um 19:30 Uhr in der Buchhandlung Storm aus seinem aktuellen Roman.
Ich freue mich schon sehr auf die morgige Lesung!
Seit einigen Tagen lese ich in: „An einem Tag wie diesem“ von Peter Stamm. Ein Buch, das mich berührt. Auf den aktuellen Roman bin ich gespannt!
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Die Vergangenheit holt ihn scheinbar ein, den Protagonisten. Indem er auf einen jungen Mann trifft, der sein Alter Ego zu sein scheint. Der ein junges Mädchen liebt, so wie er das vor 20 Jahren auch getan hat. Aber die junge Frau Lena, die seiner Magdalena so zu ähneln scheint, gibt Widerworte, als er versucht, ihr das Leben der Magdalena überzustülpen.
Vielleicht ist es so mit der Erinnerung. Dass die Realität etwas anders war – zumindest von den Mitmenschen dieser Zeitspanne anders erinnert wird?
„An einem Tag wie diesem“, behandelt das Thema Vergangenheit und Liebe etwas anders, doch kreist es ebenfalls um eine vergangene Liebe. Hat nicht jeder so eine alte idealisierte Liebe im Gedächtniskeller? Und tut es nicht gut, wenn die Erinnerung stellenweise realistisch korrigierend eingreift? Wenn es allzu ideal verträumt hergeht?
Ich glaube schon, dass es so ist und es lohnend ist, Abschied von der Vergangenheit zu nehmen, ohne zu vergessen, dass alles auch ganz anders hätte kommen können.
Es besteht ja immer auch die Chance aus der Vergangenheit Schlüsse zu ziehen. In der Zukunft anders mit Chancen umzugehen und bestenfalls glücklich zu werden.
Oder vom Autor eine Antwort auf diese Fragen zu bekommen. Es ist doch verflixt, dass mir sowas hinterher einfällt. Hoffentlich dauert es nicht wieder 14 Jahre, bis Peter Stamm nach Bremen kommt. Dann kann ich die Frage wieder rausholen 🙂
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Ganz sicher wird es nicht noch einmal 14 Jahre dauern, bis Peter Stamm wieder nach Bremen kommt – dafür war der Abend in der Buchhandlung Storm doch viel zu schön. Also, nicht grämen wegen der verpassten Chance in der Vergangenheit, sondern sich auf das nächste Mal in der Zukunft freuen:-) Und ja, man sollte nicht verpassten Chancen nachhängen oder zu sehr in Erinnerungen schwelgen, sondern der eigenen Erinnerung durchaus ein wenig misstrauisch begegnen – denn im Rückblick bekommt manches doch einen Glanz, den es so nie hatte, oder plötzlich sieht man ganz viele Optionen, die damals in der Situation mit all den gegebenen Bedingungen nicht wirklich Optionen waren. Aber aus dem Rückblick Schlüsse für die Zukunft zu ziehen – ist sicher empfehlenswert, sonst vergisst man beim nächsten Mal erneut, dem Autor die alles entscheidende Frage zu stellen:-)
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