Zigarettenpause im Holzhafen

Sie drückt die halb aufgerauchte Zigarette an der Straßenlaterne aus, als der Wagen vor ihr hält.

„Wie viel?“, fragt der Typ, nachdem er die Scheibe runtergekurbelt hat. Sie nennt ihm die Preise, während seine Glupschaugen auf ihren Busen starren.

„So viel!“

„Ja, so viel.“

„Das habe ich hier schon mal günstiger bekommen.“

„Nicht bei mir“, sagt sie, greift mit ihrer Rechten in ihre Handtasche und wühlt nach dem Feuerzeug.

Er gafft sie noch einen Moment mit offenem Mund an, senkt den Blick, schüttelt den Kopf und fährt hundert Meter weiter, um bei einer ihrer Kolleginnen zu stoppen.

Sie greift sich das Feuerzeug mit ihrer Rechten, steckt sich mit ihrer Linken die halb aufgerauchte Zigarette zwischen die Lippen und lässt die Flamme aufzucken. In den ersten Wochen hat sie manchmal den Fehler gemacht und die Zigarette hektisch zur Seite geschnippt, wenn ein Wagen hielt; und wenn er dann direkt weiterfuhr, trauerte sie der Zigarette nach, die inzwischen auf dem Kopfsteinpflaster verendet war.

Jetzt nimmt sie einen Zug, inhaliert den Rauch und haucht eine kleine Wolke in die Lichtkegel der beiden Autoscheinwerfer, die auf sie zukommen.

Ein Kommentar

Eingeordnet unter Bremen, Schnipsel

Eine Antwort zu “Zigarettenpause im Holzhafen

  1. Cora Koltes

    Eine kluge Frau.

    Interessante Veränderung und Entwicklung zwischen der Mauergeschichte und diesem Ausschnitt. Gefällt mir.

    Gefällt 1 Person

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