
Mit vierzehn im Spätsommer auf dem Stadtfest und einem halben Dutzend Fahrchips in der rechten Hosentasche. Du im Autoscooter neben mir. Es hat mich unglaublich viel Überwindung gekostet, dich zu fragen, ob du Lust hättest, mit mir zu fahren. Nun sitzt du in dem kleinen Gefährt so dicht neben mir, dass sich unsere Körper berühren. Ich beginne zu zittern, weiß nicht, worüber ich reden und was ich mit meinen Händen machen soll, während wir auf der Fahrfläche unsere erste Runde drehen. Im Gegensatz zu den anderen Jungs in meinem Alter traue ich mich nicht, nur mit der linken Hand zu lenken, um die rechte auf deinen Rücken oder deine Schulter zu legen. Nicht dass ich mich nicht traue, bloß mit einer Hand zu lenken, aber ich traue mich nicht, meinen Arm um dich zu legen. Dabei täte ich nichts lieber, doch ich weiß nicht, wie das funktioniert, und habe keine Ahnung, warum die anderen das können.
Um zumindest den Anschein von Coolness zu erwecken, lenke ich trotzdem zwischendurch einhändig, allerdings immer mit der rechten Hand, was kompletter Quatsch ist, da es mit der linken nichts zu tun gibt, außer vielleicht den abseits der Fahrfläche Herumstehenden stolz zuzuwinken. Das wäre jedoch unglaublich peinlich, also versuche ich meinen linken Arm auf eine irgendwie lässige Art irgendwo abzulegen, so wie ich das schon häufiger bei erwachsenen Autofahrern beobachtet habe. Da mir auch das misslingt, umklammere ich schließlich das Lenkrad mit beiden Händen und steuere möglichst viele andere Scooter an, um sie zu rammen. So sind wenigstens meine Hände beschäftigt, romantisch ist das Ganze mit den vielen Zusammenstößen allerdings nicht. Immerhin stoßen wir beide dadurch ein paar Mal mit unseren Schultern und einmal mit unseren Köpfen gegeneinander. Von einer Umarmung oder einem Kuss sind wir jedoch meilenweit entfernt und werden es auch bleiben …
Oh nein, da muss ich weinen. So anrührend. Ich weine sonst nie bis selten.
Vorhin, beim Spaziergang mit meiner Hündin Elfi, hab ich noch an meine große Liebe von mit ca. 14 gedacht. Leider wurden wir unglücklich getrennt – und in die Welt verstreut, irgendwie. Was waren wir beide schüchtern! Das wir zueinander sagen konnten, dass wir uns mögen und zusammen waren, war schon ein Wunder 🙂 und wunderbar. Ich wünsche mir sehr, dass es diesem lieben Menschen heute gut geht, da wo er ist und er glücklich ist!
Zu meinen Neffen: 18 und 21 sage ich immer, es ist nicht schlimm schüchtern zu sein, im Grunde sind das die besten Jungs, die Schüchternen!
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Oh … hätte ich gar nicht gedacht, dass der kurze Text derart zu berühren vermag, aber das freut mich natürlich (auch wenn das etwas merkwürdig klingen mag, wenn man jemanden zum Weinen gebracht hat). Ja, die Schüchternen haben es nicht immer leicht – viele verpasste Gelegenheiten pflastern ihre Wege -, und trotzdem sind sie mir meist sympathischer als die Forschen, vor Selbstbewusstsein nur so Strotzenden. Und genau, gerade bei den Jungs gilt, die schüchternen sind die besten:-)
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