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6 – Keine Zeit fürs Nichtstun

Londonkraftwerk

Einfach mal für ein Stündchen am Fenster im Sessel versinken, die Beine hochlegen und den Wolken beim Durchkreuzen des Himmelblaus hinterherschauen – das wäre schön, allerdings wäre es auch schade um die unnütz verstrichenen sechzig Minuten. Was ich alles schaffen könnte in dieser einen Stunde: mehrere Buchkapitel lesen, E-Mails schreiben, mit Freunden telefonieren, im Internet recherchieren, Unterlagen sortieren, die kommende Arbeitswoche organisieren … Nein, faul im Sessel hocken, das ist mir definitiv zu unproduktiv.

In Sachen Zeitverwertung treibt mich ein gnadenloser Anspruch, fürs Nichtstun bleibt da schlichtweg keine Zeit. Die Gestaltung meiner Tage, Stunden und Minuten unterliegt bei mir – wie bei vielen anderen Mitgliedern der heutigen Leistungsgesellschaft – einer Logik der Effizienz. Diese Logik funktioniert ganz im Geiste des vorherrschenden Neoliberalismus, der einen Imperativ der Leistung und Effizienz propagiert. Das zumindest behauptet Byung-Chul Han. Der in Seoul geborene und in Deutschland lehrende Philosoph kritisiert die Leistungsethik des Neoliberalismus, denn diese nehme die Zeit selbst in Geiselhaft und fessle sie an die Arbeit. Somit habe sich letztlich all unsere Zeit in Arbeitszeit verwandelt: „Die Arbeitszeit hat sich heute zu der Zeit schlechthin totalisiert. Sie ist die Zeit, die sich beschleunigen und ausbeuten lässt.“

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3 – Tage wie dieser

bristolwand

Tage wie dieser

Radiomelodien & 7 Handschläge im Halbschlaf

der Fluch der Radioweckerpausentaste

To-do-Listen-Umstrukturierung beim Zähneputzen

leere Kaffeedose zum Frühstück

Rechnerabsturz am Morgen

Erwartungsmanagement am Vormittag

Pasta mit Pesto zu Mittag (3. Mal in dieser Woche, Stand: Mittwoch)

unplanmäßig verlängerter Powernap auf dem Sofa

Prokrastination mit Matschbirne am Nachmittag

To-do-Listen-Impro beim Instant-Cappuccino (7 % Kaffeegehalt)

E-Mail-Marathon am Abend

Telefonterror & Facebookcheck zum Feierabend

von der To-do-Liste gestrichenes Entspannungsyoga

Abwasch kurz vor Mitternacht

1½ Buchseiten im Bett (vorab festgesetztes Soll: 20)

die im Kopf rotierende To-do-Liste nach dem Lichtausknipsen

Rage Against The Machine hörende Nachbarn weit nach Mitternacht

David-Lynch-Nightmares irgendwann in der Nacht

Festanstellungsträume (38-Stunden-Woche etc.) im Morgengrauen

Radiomelodien

 

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