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Corona-Tänze

_ jetzt tanzen wir wieder in masken täglich von neuem _ jetzt geben wir uns wieder küsse mit abstand _ handküsse von frisch desinfizierten tellern _ jetzt umarmen wir uns wieder mit faust auf faust _ jetzt bleiben wir wieder fern unseren eigenen feiern vom vorvergangenen jahr _ jetzt vermessen wir wieder die distanz zu unseren eltern mit dem zollstock _ und fegen unseren atem mit winterluft fort _ _ _ aber manche tanzen und tanzen und tanzen quer _ tanzen auf pappmaché-barrikaden mit fackeln in den fäusten _ ohne abstand oder masken, aber mit hüten aus alu und gestohlenen sternen auf der brust _ johlen und toben sich ins recht im schatten der reichsflaggen _ tanzen und tanzen und tanzen quer _ _ _ und all diesen möchtergern-tänzern schenke ich von herzen mit abstand meinen mittelfinger _ meinen frisch desinfizierten linken mittelfinger _ _ _
und wir tanzen und tanzen und tanzen _ _ _

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Schnappschuss mit Auto

Es ist Donnerstagnacht. Bis eben haben wir getanzt. Marc und ich in der Indie-Disco, die jeden Donnerstag in dem Großraumschuppen stattfindet, den wir sonst eigentlich meiden, aber so oft wir können ansteuern an dem Indie-Donnerstag. Der letzte Song, zu dem wir getanzt haben, ist Peaches gewesen von The Presidents of the United States of America. „Movin‘ to the country, gonna eat a lot of peaches, movin‘ to the country, gonna eat me a lot of peaches … Millions of peaches, peaches for me, millions of peaches, peaches for free. Look out!”

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Buchte-Boogie

Agitpop-Nächte in der Buchte. Tanzen bis es im Jugendhaus bei den Naturfreunden im Keller von der Decke tropft. Nie vor elf da sein, an der Kasse einen Soli zahlen und im Sommer so lange bleiben, bis es draußen wieder hell wird. Dazwischen abzappeln, trinken, kickern, palavern, vor den Klos Schlange stehen und draußen vor dem Amtsgericht Zigaretten rauchen und über Politik oder Musik diskutieren. Oft die gleichen Gesichter, viele Trainingsjacken und Kapuzenpullis, die immer selben Leute, die einen am Kickertisch abfertigen und manchmal stundenlang am Tisch stehen – als gäbe es hier nichts anderes zu tun. Zwischendurch mit Freunden auf der Treppe sitzen, den anderen beim Tanzen zuschauen, in den Beamerprojektionen versinken oder sich bei aufgedrehter Mucke gegenseitig anschreien und das Geschrei Gespräch nennen. Irgendwann kein Bier oder Wein mehr bestellen, sondern in den Morgen hinaustorkeln, mit etwas Glück an der Domsheide die Nachtlinie Richtung Huckelriede erwischen, in der Bahn die Augen schließen und erst wieder in Arsten öffnen, wenn der Fahrer einem auf die Schulter klopft, „Endhaltestelle!“ sagt und auf die am gegenüberliegenden Gleis wartende Straßenbahn zeigt: „Damit geht´s zurück!“

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17 – Tarantino-Twist

beatlessimpson

Let´s twist again‹ röhrte Chubby Checker 1961 auf dem Höhepunkt der Twist-Bewegung. Ein Jahr zuvor hatte Checker Arme, Becken und Zehenspitzen drehend mit ›The Twist‹ einen Hit gelandet und mit rhythmischer Musik und Körperverdrehung eine Twist-Welle ausgelöst; denn die Jugend der Sechziger ließ sich nicht lange bitten, sondern drehte sich in den Tanzhallen mit. Selbst ins Land der Krauts schwappte der Twist, wo er auch gleich eingedeutscht wurde (von Caterina Valente im Westen und von Manfred Krug im Osten).

Die Jugend ließ beim Twist im 4/4tel-Takt die Becken kreisen, und die Erwachsenen schüttelten dazu die Köpfe, denn trotz des fehlenden Körperkontakts der Tanzenden, glaubten die dauergewellten Damen und frisch gescheitelten Herren im Twist eine gewisse Ähnlichkeit zu jenen Bewegungen zu erspähen, die sie sich selbst nur hinter verschlossener Schlafzimmertür im Ehebett erlaubten, nachdem die Hornbrille auf dem Nachtschränkchen zur Seite gelegt worden war.

Checker und der Twist wurden Mitte der Sechziger von den Beatles überrollt. Erst in den 1990ern löste Tarantinos ›Pulp Fiction‹ ein Twist-Revival aus: Die Kinogänger wollten wie Uma Thurman und John Travolta stylish bar- oder sockfuß über die Tanzflächen dieser Welt twistern, so wie es die beiden Filmstars zu Chuck Berrys ›You never can tell‹ vorgeturnt hatten. Eine Kultszene, der wir die Arterhaltung hüftschwingender Zehenspitzentänzer verdanken; und eine Szene, die in knapp zwei Minuten alle elementaren Grundlagen des Twist-Tanzes vermittelt – der je nach Bedarf vor oder hinter verschlossenen Schlafzimmertüren getanzt werden darf.

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