Nachdem die Bahn mich mit knapp anderthalbstündiger Verspätung und doppeltem Zugwechsel am Helmstedter Bahnhof in Leipzig abgesetzt hat, ist die Preisverleihung auf der Buchmesse bereits gelaufen. Zumindest die letzten 10 Interview-Minuten der Preisträgerin Esther Kinsky (in der Kategorie Belletristik) auf dem Blauen Sofa bekomme ich noch mit. „Hain. Geländeroman“ wurde also ausgezeichnet.
Tatsächlich hatte ich vorab auf Kinsky getippt, obwohl ich es vorab noch nicht gelesen hatte. Aber es schien mir – nach allem, was ich darüber gelesen und gehört hatte – ein Buch, für das sich eine Jury begeistern könnte. Ein schwieriges, ein sperriges Buch, das nicht für jeden sei und dass man langsam lesen müsse, hieß es von Seiten der Jury dann auch.
Mal schauen, ob man damit die abhanden gekommenen Leser*innen zurückgewinnen kann. Beherrschendes Gesprächsthema wird dieser Geländeroman in den kommenden Wochen vermutlich nicht sein. Und genau das sei ein Problem, meint der Soziologe Heinz Bude während eines Gesprächs auf der Messe: „Das Buch ist kein Konversationsthema mehr“.
Ein Roman, der zumindest in Vegesack, scheinbar schwer zu bekommen ist.
In einer der großen Buchhandelkettenfiliale stand Ende letzter Woche eine Frau mittleren Alters an der Kasse und wollte eben dieses Buch, von dieser Schriftstellerin. Rätselraten bei der Verkäuferin, nie gehört, Recherche im Computer, nein.
Preisträgerin, Leipziger Buchmesse, hmhmhm. Die Dame solle nochmal wiederkommen, nächste Woche, vielleicht?
Wie schade sowas ist!
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Traurig, traurig. Meiner Erfahrung nach findet man in den kleineren Buchhandlungen meist deutlich kompetenteres Personal als in den Ketten, die ich – wenn möglich – zu meiden versuche.
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