Der ältere, bärtige Obdachlose, der auch bei Regen, Schnee oder Graupelschauern unter der Mini-Möchtegern-Arkade der Sparkasse auf seiner Decke hockt, ein Buch in den Händen hält und vollständig in seiner Lektüre versunken scheint, jedoch stets kurz aufschaut, um sich zu bedanken, wenn ein paar Münzen in seinem Pappbecher gelandet sind. Was er da gerade lese, frage ich ihn, woraufhin er das Taschenbuch zuklappt, damit ich das Cover sehen kann, auf dem ein bebrillter Junge einen flauschigen Hundewelpen umarmt, was mir ein Lächeln entlockt – nicht weil es ein kitschiges Foto ist, sondern das Titelbild eines Romans, den ich sehr mag und von dem ich bereits weiß, dass ich ihn in Kürze für einen Vortrag über den Autor ein weiteres Mal lesen werde: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war von Joachim Meyerhoff.
Auch der Bärtige mag das Buch, schwärmt auf Nachfrage von einzelnen Szenen, von denen ich einige bereits vergessen hatte, und sagt, dass er von dem Schriftsteller auf jeden Fall noch mehr lesen wolle. Ich erzähle ihm, dass erst vor wenigen Wochen Meyerhoffs dritter Roman erschienen sei und bei mir zuhause auf dem Schreibtisch liege. Das werde er sich auch besorgen, sagt er. Als ich zu bedenken gebe, dass man den Roman noch nicht als Taschenbuch kaufen könne, er also recht teuer sein dürfte, erwidert der Bärtige, dass das kein Problem sei, da er noch einen Thalia-Gutschein habe. Den werde er für das Buch einlösen, sagt er und grinst. Ich nicke, verabschiede mich und radel rasch nach Hause, um meine Meyerhoff-Lektüre fortzusetzen.