Schlägereien im Discounter, Blockwartgehabe, existenzielle Erfahrungen. Manche mag das möglicherweise an die Situation der ersten „Corona-Wochen“ in Deutschland erinnern, hat aber rein gar nichts damit zu tun. Stattdessen sind es Schlagwörter zu einem über zehn Jahre alten Text, den ich in einer Audiofassung von 2013 wiederentdeckt habe. Würde ich vermutlich heute nicht mehr so schreiben, weil vielleicht etwas zu überdreht, zu slapstickartig und in seinem satirischen Erzählton (der natürlich in keiner Weise meine persönliche Meinung ausdrückt, sondern die Haltung eines fiktiven Icherzählers) stellenweise ein bisschen sehr böse gegenüber älteren Mitmenschen*, aber irgendwie mag ich den Text trotzdem immer noch, vor allem das schwarzhumorige Verhandeln eines Generationenkonflikts, das Nachzeichnen, wie sich aus gekränkter Hilflosigkeit Aggressionen entwickeln, und nicht zuletzt den in gewisser Weise versöhnlichen Schluss.
Aufgenommen bei meiner „Lesung mit Plattenteller“ an einem Dezemberabend, an dem ich meinen Schallplattenkoffer doch tatsächlich durchs Schneegstöber schleppen musste (so etwas gab es damals noch in Bremen), weshalb ich ziemlich überrascht war, dass sich auch so viele andere Menschen an diesem Abend durch den Schnee in die Dete gekämpft hatten, um der Lesung zu lauschen (oder eventuell einfach nur, um zusammen mit anderen netten Leuten in einem gemütlich warmen Raum zu hocken – wer weiß das schon so genau …).
*Im Text gibt es einige despektierliche Formulierungen im Hinblick auf den sichtbaren Alterungsprozess, dem alle Menschen unterliegen, die das Glück haben, sich in Altersregionen jenseits der Ü-60/-70-Grenze zu bewegen. Diese Formulierungen sollen selbstverständlich keine Geringschätzung gegenüber älteren Menschen ausdrücken, sondern dienen in ihrer übersteigerten, satirischen Form lediglich als literarisches Stilelement, um die Aggressionen des gekränkten Icherzählers zu veranschaulichen. Wer eine solche Art von Satire dennoch nicht gutheißt beziehungsweise verträgt, möge diesen Hinweis als Triggerwarnung verstehen.
Sehr lustig 😄 und erstaunlich, was so eine Gurke aushält… Schönheit, auch die des Alters, liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters… alte Menschen haben sicher auch nicht ausschließlich freundliche Gedanken zum Aussehen Jüngerer. Und so manche/r* hält sich nicht zurück, das auch ungefragt mitzuteilen, gänzlich ohne satirisches Stilelement. Hege ich da etwa Groll? Dabei war ich heute gar nicht bei Aldi? Nein, kein Groll. Ich find die begleitende Einordnung gut.
ABER mal echt jetzt, kann man das nicht mal seinlassen? Dieses Gemüse andrücken bis Druckstellen drin sind? Anriechen, anbeißen und zurücklegen?? Egal welches Alter Mensch und Gemüse haben? 😉
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Merci für die nette Rückmeldung und die Gedanken zum Text! Ja, junges wie altes Gemüse müssen so einiges mitmachen – weiß gar nicht, ob das in Zeiten von Masken, Abstandhalten und desinfizierten Händen erträglicher geworden ist fürs Gemüse (muss ich in nächster Zeit mal genauer drauf achten;)). Und ab und an einen leichten Groll zu hegen, dagegen ist meiner Meinung nichts zu sagen – vor allem solange man ein angemessenes Ventil findet, um irgendwann wieder die Luft aus dem Groll-Ballon zu lassen (es müssen ja nicht unbedingt hartgesottene Gurken oder öffentliche Schimpftiraden dafür verwendet werden:)).
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