Jenseits meiner Fensterfront dreht ein Schwarm Möwen am Rande des Rantumer Beckens seine Runden über zwei Scheunen, und dabei leuchtet jedes Mal, wenn sie die Linkskurve fliegen, das Weiß ihres Gefieders in der Morgensonne.
Währenddessen drehe ich diesseits der Fensterfront an meinem Schreibtisch Runden über meinem Text. Hier Sätze streichen, da Textteile umstellen, dort Wörter austauschen. Zwischendurch Grüntee, Schwarztee, Ingwertee.
Draußen kreisen die Möwen über den Scheunendächern. Noch eine Runde. Den kompletten Text leise lesen, laut lesen, noch mal lesen. Zur Unterstützung eine Mandarine, zwei Kekse, drei Mandeln.
Draußen drehen die Möwen ihre Runden. Die letzten Runden. Vielleicht nicht für die Möwen, aber für mich. Am Rhythmus feilen. Einen Schluck Kaffee trinken. Zwei Sätze straffen. Ein Stückchen Schokolade naschen. Korrektur lesen. Durchatmen.
Endspurt. Allerletzte Runde. Draußen kreisen die Möwen, ihr Gefieder leuchtet in der Mittagssonne. Drinnen ruht der Text, seine Sätze leuchten auf dem digitalen Blatt.
Datei speichern. Rechner abschalten. Denkleistung runterfahren. Mittagspause.