Schlagwort-Archive: Syltschnipsel

15 – Sylt-Festland-Schnipsel – Raucherpause im Nebel

wattenmeer

Noch einmal mit dem Zug an allem vorüberrauschen, am Meer, am Deich, an den Schafen, den Möwen, den Reetdachhäusern; danach über den Bahndamm durchs Wattenmeer gen Festland, wo sich alles im Nebel versteckt – vielmehr als die tristen Kleinstadtbahnhöfe lässt sich dort draußen jenseits der schmuddeligen Scheiben nicht erkennen.

In Heide hat man Zeit, sich das Wenige, was sichtbar ist, in Ruhe anzuschauen – die Regionalbahn legt ganz offiziell eine 6-minütige Raucherpause ein.

Bitte benutzen Sie die dafür vorgesehenen Aschenbecher am Bahnsteig!

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Syltschnipsel 11.3. – Lichter

syltanlegerbeinacht

Von der Bucht gehe ich zurück ins Schilf, stehe nach wenigen Schritten wieder an der Stelle, an der mir vier Richtungen offenstehen. Weiter Richtung Kliff marschieren, mit dem festen Glauben, recht bald irgendwo anzukommen, wo mich nicht die einbrechende Dunkelheit verschluckt? Den Pfad einschlagen, der Richtung Dünen führt, in der Hoffnung, nicht im Nichts zu stranden, sondern auf einen Weg oder eine Straße zu treffen? Zur Bucht gehen, mich einfach in den Sand setzen, aufs Meer hinausschauen und abwarten, was passiert, wenn die Nacht einbricht? Oder umdrehen, zurück in die Richtung, aus der ich gekommen bin?

Trotz meiner Sympathie für charakterstärkende Abenteuergeschichten, bewusstseinserweiternde Naturerlebnisse und romantisch mystische Reisen durch die Nacht entscheide ich mich ganz nüchtern für die Umkehr. Mit großen Schritten eile ich zurück, höre erneut Tiere, die sich nur wenige Meter von mir entfernt, doch für mich unsichtbar im Schilf bewegen, und erhöhe mein Tempo. Mein Sinn für die Schönheit der Natur, die ich vor nicht einmal 20 Minuten so bewundert habe, ist nun arg eingeschränkt. Außer Schemen kann ich sowieso nicht mehr viel erkennen, das letzte Abendlicht wird Stück für Stück von der Dunkelheit gefressen, der Mond ist nirgends auszumachen. Ich will bloß noch raus aus diesem meterhohen Schilf.

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Syltschnipsel 11.2. ……………………. Dämmerung im Schilf

syltsonnenuntergang

Vor mir streckt sich das Meer aus, hinter mir erheben sich die Dünen, der Himmel glüht in Purpurtönen, der Wind streicht durchs Schilfgras und in der Ferne setzt ein Schwarm Wildgänse zur Landung an. Keine Gebäude, keine Straßenlaternen, keine Motorengeräusche, keine menschlichen Töne, kein Mensch weit und breit. Bevor ich den Weg Richtung Kliff einschlage, stehe ich ein paar Minuten einfach nur da, schaue, lausche und genieße. Diesen Abendmoment hätte ich verpasst, wenn ich meine Tour heute besser geplant hätte. Alles klappt immer irgendwie.

Ich kenne den Weg und die genaue Entfernung nicht, weiß jedoch, in welche Richtung ich gehen muss, um das Kliff zu erreichen. Der Weg am Strand verengt sich nach drei-, vierhundert Metern zu einem Trampelpfad im Schilf, das immer höher wächst, mir irgendwann bis zum Kinn reicht, dabei aber schön im Wind hin- und herschwankt. Plötzlich blicke ich in ein dunkles Augenpaar – irgendein Tier steht wenige Meter entfernt von mir im hohen Gras und starrt mich an. Ich erschrecke, denke erst an einen großen wilden Hund, dem ich hier eigentlich nicht unbedingt begegnen möchte, erkenne dann jedoch, dass es ein Reh ist, das dort im Schilf steht; ein paar Meter weiter steht ein zweites, die Ohrenspitzen ragen aus dem Gras, wenn die Halme sich im Wind leicht zur Seite neigen.

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Syltschnipsel 11.1. – Also Archsum (Daumen hoch)

Schafe_aufm_Deich

Meine spontane Idee, von Rantum nach Morsum zu Fuß zu gehen, stellt sich als wenig geistreich heraus. Auf circa 3 Wegstunden hatte ich die Strecke geschätzt, nach knapp 2 Stunden stehe vor einem Schild: Rantum 10 km (da komme ich her), Morsum 6,5 km (da wollte ich eigentlich einen Kaffee trinken), Morsum Kliff 8,5 km (da will ich hin).

Ich blicke nach vorne: Vor mir zieht sich die Strecke an der Küste entlang – noch 2 weitere Stunden immer geradeaus. Mit Blick auf den Deich zur Linken. Mit Blick aufs Watt zur Rechten. Hin und wieder ein paar Begegnungen mit Schafen, die am Deich grasen, mich manchmal neugierig anschauen und dabei entweder weiterkauen, sich ganz beiläufig erleichtern oder sich doch fürs Davongaloppieren entscheiden (manche sind allerdings auch recht fotogen und blicken brav in die Kamera). Außer den Schafen bin ich in der vergangenen Stunde noch Enten, Wildgänsen & Möwen begegnet; nur ein einziges Mal sind mir zwei Fahrradfahrer entgegengekommen.

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Syltschnipsel 42 – Sinn des Lebens oder Backfisch mit Bratkartoffeln

Betonzipfel1

Der Wind pfiff & das Meer rauschte, und ich saß in der Abenddämmerung an der Promenade von Wenningstedt im Strandkorb & grübelte über den Sinn des Lebens nach. Und während der Wind pfiff & das Meer rauschte und ich im Strandkorb saß & grübelte, öffnete sich nach einer Weile eine mir bis dahin unbekannte Tür in meinem Kopf, und ich schaute auf das, was hinter dieser Tür bisher verborgen lag – und siehe da: Es war die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum & dem ganzen Rest!

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Insellektüre 1½ – Degens aus dem Automaten

Degens

Mein heutiges „Buch“ hat 17 Seiten & kommt aus dem Süßwarenautomaten – Marc Degens: Die SuKuLTuR Jahre

Marc Degens ist einer der Herausgeber der SuKuLTuR-Reihe Schöner Lesen. Das sind diese kleinen gelben Hefte, die ein bisschen wie die kleinen gelben Reclam-Hefte aussehen, aber natürlich nicht genauso, schließlich hat Reclam höchstselbst bescheinigt, dass (nach zwei kleinen Korrekturen in der Covergestaltung seitens der Herausgeber) keine Verwechslungsgefahr bestehe.

Das zumindest schreibt Degens in seinem Text Die SuKuLTuR Jahre, in dem er auf amüsante Art in Kurzform beschreibt, wie er gemeinsam mit Torsten Franz Mitte der 90er auf die Idee kam, einen Independent-Verlag mit diesen Heften ins Leben zu rufen und sie über Süßwarenautomaten zu verticken, in denen sie neben Weingummi, Schokoriegel, Marmorkuchen und anderem Naschwerk an diversen Bahnhöfen der Republik für einen läppischen Euro angeboten werden.

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Syltschnipsel 9 – Westerland am Donnerstagabend

Westerland2

Eine Promenade im Nebel & ein Eckcafé im ersten Stock, das bis kurz vor neun freien Blick auf den Nebel gewährt – dann wird die Heizung runter- & die Beleuchtung aufgedreht.

Eine urige Raucherkneipe mit Einheimischen auf den Hockern & Holzbänken, einem Sparfachkasten an der Wand, einem Werder-Schal über der Theke & einem Bayern-Aufkleber an der Toilettentür.

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Syltschnipsel 8 – Textarbeit mit Möwen

Rantumer Becken

Jenseits meiner Fensterfront dreht ein Schwarm Möwen am Rande des Rantumer Beckens seine Runden über zwei Scheunen, und dabei leuchtet jedes Mal, wenn sie die Linkskurve fliegen, das Weiß ihres Gefieders in der Morgensonne.

Währenddessen drehe ich diesseits der Fensterfront an meinem Schreibtisch Runden über meinem Text. Hier Sätze streichen, da Textteile umstellen, dort Wörter austauschen. Zwischendurch Grüntee, Schwarztee, Ingwertee.

Draußen kreisen die Möwen über den Scheunendächern. Noch eine Runde. Den kompletten Text leise lesen, laut lesen, noch mal lesen. Zur Unterstützung eine Mandarine, zwei Kekse, drei Mandeln.

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Syltschnipsel 7 – Abendshow am Schreibtisch

Rantumer Hinterhof

Die Schmidt Show von der Reeperbahn mit Lilo Wanders live in meinem Hinterhof!

Während ich bei offenen Fenstern am Rechner sitze und schreibe, klingt die Musik von der Meerkabaretthalle zu mir rüber – die einzelnen Songs (momentan Robbie Williams Angels), die Ansage von Lilo, der Applaus & Jubel des Publikums.

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Syltschnipsel 6 – 5 Strandtragödien

Strandhundeverbot

1

Ein Collie hat seinen gelben Gummiball in der Brandung verloren und bellt sein Frauchen verständnislos an.

2

Ein Mädchen rennt euphorisch dem Meer entgegen und jault zwei Minuten später rum, weil es Meerwasser im Stiefel hat.

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