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Eine englische Filminsel in Bremen

Das Geniale am Leben ist, dass man zu Anfang nicht den blassesten Schimmer hat, welche Volten es schlägt und wohin es einen führt. Allerlei Wendungen hat das Leben für Frank Mc Girr bereitgehalten. Als er vor 48 Jahren in einem kleinen Nest an der rauen Nord-Atlantik-Küste Irlands das Licht der Welt erblickte, war sicherlich nicht abzusehen, dass er eines Tages in einer norddeutschen Volkshochschule einen „English Film Club“ ins Leben rufen würde.

Inmitten von 20 Teilnehmern steht Mc Girr im Tanztheaterraum der VHS und wirft eine Frage in die Runde. Schnell entspinnen sich innerhalb von Zweierteams Gespräche auf Englisch. Im Laufe der kommenden 90 Minuten werden verschiedene Themen angeschnitten, die alle mit dem Film zusammenhängen, der in der folgenden Woche im Filmclub läuft. Mc Girr horcht in die Gespräche hinein, schaltet sich hier und da ein und führt die Dialoge schließlich in einer großen Runde zusammen. Er hält die Fäden in der Hand, treibt die Diskussionen voran, wählt die Filme aus, schickt den Kursteilnehmern per E-Mail Material zur Vorbereitung. Der Filmclub ist sein Baby.

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Kunstvolle Schlacht ums Kino

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Christian Kracht erzählt in seinem neuen Roman mit Witz von der Kinowelt der 30er

Ob Charlie Chaplin jemals spätnachts schlecht gelaunt und trunken einen japanischen Kinomacher vom Deck eines Dampfers in den Pazifik geschubst hat, ist nicht überliefert, darf jedoch bezweifelt werden. Aber historische Fakten interessieren den Schweizer Schriftsteller Christian Kracht nur bedingt, historische Persönlichkeiten dafür umso mehr. Bereits in seinem viel diskutierten Roman „Imperium“ (2012) tummelt sich allerlei der Zeitgeschichte entliehenes Personal – allen voran der Vegetarier und Nudist August Engelhard, der Anfang des 20. Jahrhunderts auf Deutsch-Neuguinea dem Kokovorismus huldigte. Und so wie Kracht in dieser Aussteigersatire frei mit den Fakten hantiert und munter dazudichtet, so dienen ihm auch in seinem aktuellen Roman reale Ereignisse und Personen lediglich als Kulisse und Knetmasse für sein verspieltes Werk.

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