F. C. Delius sitzt neben dem Papst und entromantisiert die Ewige Stadt
Ein März-Sonntag im Jahr 2011. Ein deutscher Archäologe, der sich inzwischen als Fremdenführer verdingt, legt vor seiner nächsten Tour eine Verschnaufpause ein. Er setzt sich in die letzte Reihe einer evangelischen Kirche und entdeckt in der Bank neben sich – den Papst. Unauffällig gekleidet, „ohne seine autoritätsverheißende Tracht“, sitzt der Stellvertreter Gottes da und betet vor sich hin. Sogleich ist der „pensionierte Scherbenputzer“ in seinem Element und beobachtet mit verstohlenem Blick die linke Hand des Papstes wie ein antikes Fundstück, dessen Oberfläche er zu lesen versucht. Der Anblick der berühmten Hand setzt in seinem Kopf ein Assoziationsrauschen in Gang: Er sinniert über die Rolle des Papstes, durchstreift im Geiste die Ewige Stadt, rekapituliert hanebüchene Episoden der Kirchengeschichte und dekonstruiert en passant das romantisierende Klischee, das sich Rombesucher mithilfe von Fellini-Filmen an der Realität vorbeistricken.