Monatsarchiv: Dezember 2017

Unreparierbare Jahressplitter – II

Eine Schnipsel-Melange – Februar

Telefon – Top News an den falschen Kontakt

An einem Montagabend blättere ich in Uwe Timms „Von Anfang und Ende“ und bleibe an einem Satz* hängen, als das Handy summt – die Kurznachricht eines Bekannten, mit dem ich weder verabredet bin, noch regelmäßig Befindlichkeiten austausche: „Amore, bin im Mono versackt“!

Soso, denke ich und schreibe zurück: „Gut zu wissen. Schönen Abend noch, und trink nicht mehr so viel!“

Zwei Minuten später kommt die Antwort: „Sorry, vollkommen wrong. Falscher Kontakt, und außerdem bin ich im Gondi“.

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Eingeordnet unter Bremen, Schnipsel

Unreparierbare Jahressplitter – I

Eine Schnipsel-Melange – Januar

Offene Bühne – Unterhaltung vor dem Untergang

Am Anfang war die Apokalypse. Kann man ein Jahr so eröffnen? Mit Texten zum Weltuntergang? Texte, die ihn heraufbeschwören, feiern, ausmalen oder sich über ihn lustig machen?

Man kann. Man kann es zumindest versuchen – vor allem, wenn zufälligerweise genau an jenem Tag ein Donald als Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt wird. Wann, wenn nicht jetzt!

Die Bühne im Kukoon steht allen offen – genau genommen 13 Autorinnen und Autoren, die sich rechtzeitig anmelden. Ein bärtiger Herr tritt eine Dreiviertelstunde vor Veranstaltungsbeginn auf mich zu, ein handgroßes Holzkreuz ziert seine Brust.

Er wolle sich für die Offene Bühne anmelden.

Ja, gern, sage ich und frage ihn, was er denn lesen wolle?

Einen Auszug aus der Offenbarung des Johannes.

Hm. Das haben Sie vermutlich nicht selbst geschrieben, oder?

Nein!, sagt er, das sei das Wort Gottes.

Ja eben, sage ich.

Wie jetzt?, fragt er.

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Eingeordnet unter Bremen, Schnipsel

Pöbeln, was das Zeug hält

Der Satiriker, Sprachkritiker und Schriftsteller Eckhard Henscheid versucht sich mit „Denkwürdigkeiten“ an einer Art Autobiografie und konzentriert sich dabei auf die Abteilung Attacke.

Wenn ein „Krawallliterat“ wie Eckhard Henscheid eine Autobiografie vorlegt, darf man gespannt sein; schließlich ist Henscheid ein kritischer Geist, der sich nie das Maul zukleistern lässt und notfalls bis vor das Bundesverfassungsgericht zieht, um für seine Meinungsfreiheit zu streiten. In den Satirezeitschriften „Pardon“ und „Titanic“, in überregionalen Tageszeitungen wie der FAZ sowie in einigen seiner Bücher – unter anderem in „Dummdeutsch“ (1985) und „Die Nackten und die Doofen“ (2003) – hat er teils brillante, stets bissige Sprachkritik betrieben gegenüber dem „Geschwurbel“ in der Politik, dem Feuilleton oder der Werbung. Aber natürlich wird man Henscheid nicht gerecht, wenn man ihn auf seine lauten Töne reduziert und als Satiriker abtut, denn als Schriftsteller hat er sich in zahlreichen Gattungen hervorgetan: Er hat Romane, Erzählungen, Märchen, Idyllen, Essays und vieles mehr verfasst.

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Ego-Gesellschaft ohne Herz

Juli Zeh hält in ihrem Politthriller „Leere Herzen“ der Gegenwart den Spiegel vor

Wir schreiben das Jahr 2025. In Deutschland ist die rechtspopulistische Besorgte-Bürger-Bewegung (BBB) an der Macht, die in sogenannten Effizienzpaketen nach und nach die Demokratie abbaut. Manche sind darüber empört, andere schimpfen nur halbherzig, da die BBB zwar nicht sehr demokratisch agiere, aber dennoch gute Ideen habe – und der Mehrheit ist es sowieso egal, da sie sich längst von der Politik abgewandt hat und eher auf ihr Wahlrecht als auf ihre Waschmaschine verzichten würde.

Zynische Geschäfte mit Selbstmordgefährdeten

So sieht die Zukunft aus in Juli Zehs Politthriller „Leere Herzen“. Eine trist anmutende Gesellschaft, die sich indes ideal eignet für ein zynisches Geschäftsmodell, wie es Britta Söldner und Babak Hamwi betreiben. Die extrem ehrgeizige Akademikerin und der IT-Nerd haben innerhalb weniger Jahre ihre Firma „Die Brücke“ aufgezogen, eine äußerst spezielle Heilpraxis. Mithilfe eines Algorithmus spüren sie Suizidgefährdete auf und lassen sie ein mehrstufiges Verfahren durchlaufen, um zu testen, ob sie wirklich tief durchdrungen sind von ihrem Selbstmordwunsch. Neunzig Prozent der Kandidaten werden im Laufe des Verfahrens geheilt und kehren dankbar in ihr Leben zurück. Die restlichen zehn Prozent vermittelt „Die Brücke“ für Geld an islamistische Terrorgruppen oder radikale Ökoaktivisten, damit sie in deren Namen Selbstmordattentate verüben. Das Geschäft mit den Suizidalen läuft bestens, bis sich eines Tages eine ominöse, auch nicht vor Gewalt zurückschreckende Gruppe namens „Empty Hearts“ für das Geschäftsmodell der „Brücke“ zu interessieren beginnt.

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Eingeordnet unter Bücher 2017