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Morgendliche Milchschaumexplosion

Beim Blättern im Notizbuch wiederentdeckt: Ein kurzer Text aus Zeiten, in denen ich frühmorgens noch in der überfüllten Regionalbahn zur Arbeit fuhr, beim Coffee-to-go noch zu Plastikdeckeln griff und der Begriff Social Distancing noch nicht unseren Alltag prägte. Ein Text, der zudem erklärt, warum ich der Meinung bin, dass man eigentlich nicht vor sieben Uhr morgens aufstehen sollte.

Morgens um kurz vor sieben in der Bahnhofshalle. Bin mal wieder zu spät aus dem Bett gekrochen und ohne Frühstück in den Tag gestartet, kaufe mir deshalb auf die Schnelle noch einen Coffee-to-go und stehe nun vor der Station mit dem zusätzlichen Gedöns (Deckel, Rührstäbchen, Servietten, Zuckertütchen etc.), greife mir rasch einen Plastikdeckel und drücke ihn auf den Pappbecher; allerdings will der Deckel nicht so recht auf meinen Becher passen, weshalb ich leicht hektisch (in fünf Minuten fährt mein Zug) etwas fester drücke … etwas zu fest … nämlich so fest, dass der Becher einknickt und eine Kaffee-Milchschaumfontäne durch die Trinköffnung des Deckels meterhoch in die Höhe schießt, an mir vorbei (puh, Glück gehabt!) auf den Rücken eines Anzugträgers, der nun komplett – vom Kragen übers anthrazitfarbene Jackett bis hinunter zum Hosensaum – mit Cappuccino besprenkelt ist.

Ich starre auf die Rückseite des Mannes, fasse es nicht … Ist das gerade wirklich passiert? Der Mann scheint nichts bemerkt zu haben (vielleicht ist es also wirklich nicht passiert?), jedoch zwei, drei Leute, die um mich herumstehen und nun ähnlich fassungslos auf den Rücken des Mannes starren (offenbar ist es also doch passiert).

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Bahnhofs-Beat-Master

Am Hauptbahnhof steige ich aus der Linie 4 und ströme mit den anderen Fahrgästen im Stechschritt über den Vorplatz Richtung Bahnhofshalle, während von irgendwoher Techno-Mucke mit heftigen Wumms über den Platz schallt; die Musikquelle kann ich nirgends entdecken, also halte ich ein paar Meter vor dem Haupteingang inne, lasse meinen Blick schweifen und entdecke einen Typen, der ganz allein auf dem Rasenstreifen vor dem Überseemuseum steht und sich die Morgensonne ins Gesicht scheinen lässt, während die bierkastengroße Verstärkerbox, die er sich auf seinen Rücken geschnallt hat, den Bahnhofsplatz mit Beats versorgt.

 

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Versteckter Kettenflug

Karussell

Ein Mädchen in einer neongelben Jacke, das ganz allein in einem kleinen Kettenkarussell vor dem Hauptbahnhof sitzt und immer genau dann sein Gesicht in der Kapuze versteckt, wenn es an seinen Eltern vorbeifliegt, die jeweils mit einem Smartphone in der Hand fotografierbereit dastehen und jedes Mal rufen: Jessica, jetzt guck doch mal!

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15 – Sylt-Festland-Schnipsel – Raucherpause im Nebel

wattenmeer

Noch einmal mit dem Zug an allem vorüberrauschen, am Meer, am Deich, an den Schafen, den Möwen, den Reetdachhäusern; danach über den Bahndamm durchs Wattenmeer gen Festland, wo sich alles im Nebel versteckt – vielmehr als die tristen Kleinstadtbahnhöfe lässt sich dort draußen jenseits der schmuddeligen Scheiben nicht erkennen.

In Heide hat man Zeit, sich das Wenige, was sichtbar ist, in Ruhe anzuschauen – die Regionalbahn legt ganz offiziell eine 6-minütige Raucherpause ein.

Bitte benutzen Sie die dafür vorgesehenen Aschenbecher am Bahnsteig!

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Syltschnipsel 9 – Westerland am Donnerstagabend

Westerland2

Eine Promenade im Nebel & ein Eckcafé im ersten Stock, das bis kurz vor neun freien Blick auf den Nebel gewährt – dann wird die Heizung runter- & die Beleuchtung aufgedreht.

Eine urige Raucherkneipe mit Einheimischen auf den Hockern & Holzbänken, einem Sparfachkasten an der Wand, einem Werder-Schal über der Theke & einem Bayern-Aufkleber an der Toilettentür.

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schwarze Milchbrötchen

Kopfsflasterschatten

Der in schwarzem Leder gekleidete Kleiderschrankmann mit kahl rasiertem Schädel, der bei der Bäckereifachverkäuferin im Bahnhof am Tresen steht und ein Milchbrötchen bestellt

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