Schlagwort-Archive: Glück

Schnappschuss mit frittiertem Fisch und Möwe

Brighton Beach mit Blick auf die Seebrücke (Brighton Palace Pier)

Es ist Urlaubszeit und ich hocke im verregneten Bremen. Was tun? Zum Beispiel in vergilbten Notizbüchern herumblättern und Urlaubserinnerungen wie diese hervorkramen:

Brighton. Mein erstes Mal im größten und bekanntesten südenglischen Seebad. Vor einer halben Stunde habe ich in dem leicht schäbigen Hostel eingecheckt, das mir der Typ in der Touristeninfo wärmstens empfohlen hatte, und mir anschließend an der Ecke meine ersten Fish & Chips gekauft. Nun sitze ich am Strand auf Kieselsteinen, mein überteuertes frittiertes Willkommensmenü in den Händen haltend, und schaue auf den Ärmelkanal, während die Sonne über der dichten Wolkendecke scheint und die Möwen kreischen.

Also alles bestens, ich bin im Urlaub und glücklich darüber, im Urlaub zu sein … und glückliche Urlauber gelten anscheinend als leichte Beute, denn noch bevor ich ein erstes Mal von meinem Fisch abbeißen kann, kommt von hinten eine Möwe angeschossen und schnappt sich ein fettes Stück mein Fischs, das ihr allerdings sofort wieder entgleitet und neben meinem linken Knie in den Kies plumpst (bad luck for both of us). Nun trippelt die Möwe mit Sicherheitsabstand auf und ab, offenbar unschlüssig, ob sie es wagen soll oder ob ihr Ärger mit mir drohen könnte, obwohl ich ihr so aufmunternd zulächle.

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Die Žižek-Show. Für eine neue Linke und gegen das Glück – Buchmessensplitter II

Wenn Slavoj Žižek auf dem Blauen Sofa erst einmal loslegt, kommt der Moderator kaum noch zu Wort. Ständig in Bewegung, auf dem Sitz hin- und herrutschend, mit dem Oberkörper vor- und zurückwippend und mit den Armen wild gestikulierend gibt der Philosoph den Alleinunterhalter. Glaube und Sex hätten eine Gemeinsamkeit, sagt er, beide strebten nach dem Höchsten. Munter teilt er gegen die Linke und die sozialdemokratischen Parteien Europas aus, die es aufgrund ihres neoliberalen Kurses ermöglicht hätten, dass rechte Populisten ihre Ideen klauen konnten. Der Aufstieg der rechten Parteien sei eine Folge des Scheiterns der Linken. Es brauche eine neue Linke. Da kann man noch ganz gut mitgehen. Sind ja auch nicht so ganz neu diese Thesen.

Doch gegen Ende des 30-minütigen Monologs läuft Žižek so richtig heiß, antwortet auf die rasch eingeworfene Zwischenfrage des Moderators, was er vom Glück halte: „Ich bin absolut gegen das Glück.“ Die Suche nach dem Glück sei nicht sinnvoll, sie sei eine Kategorie für Feiglinge. „Sie werden mich vermutlich für einen Nazi halten, aber ich würde diese ganzen Bücher über das Glück verbrennen.“ Und dann legt er – mit seiner Lust an der polemischen Provokation – nach: „Ich bin gegen Goebbels, aber weil er die falschen Bücher verbrannt hat.“

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Liebe statt Koks

Glavinicsw

Alkohol, Koks und Sex gibt es jede Menge im neuen Roman des Österreichers Thomas Glavinic. Zum Glück jedoch bietet „Der Jonas-Komplex“ neben den Drogeneskapaden eines taumelnden Egozentrikers auch noch eine Adoleszenz-, eine Liebes- und eine Abenteuergeschichte, die zusammen für ausgefallenere Unterhaltung sorgen.

Von Schreib- und Identitätskrisen geplagte Schriftsteller, die deutlich mehr Flaschen leeren als Seiten mit Text füllen, finden sich zuhauf in der Literaturgeschichte. Liegt ja auch nahe, die eigene Krise zu einem literarischen Stoff zu verarbeiten. Originell ist das indes nicht unbedingt und auf Dauer meist ziemlich öde, weshalb sich nach den ersten 100 der insgesamt 750 Seiten von Thomas Glavinics Roman „Der Jonas-Komplex“ die Sorge einschleicht, dass es endlos weitergehen könnte mit Linien ziehen, Schnäpse kippen und Potenzproblemen. Geht es dann zum Teil auch, allerdings nur auf jener einen Handlungsebene, in der die Story des Berufsliteraten erzählt wird, der durchaus das Alter Ego von Glavinic sein könnte, denn die beiden haben über Beruf, Alter und Herkunft hinaus noch einiges gemein (schließlich gilt der 43-jährige Wiener als Enfant terrible der Literaturszene).

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10 – Dinge & Gedichte

agrigento

Heute auf dem Sofa gesessen, aus dem Fenster geschaut und den Spruch beherzigt, der auf dem Teebeuteletikett meines morgendlichen Green-Balance-Yogi-Tees abgedruckt war: Lass die Dinge zu dir kommen.

Während draußen der Herbstwind die Wolken vor sich hertrieb und mir die Äste der Birken, Kiefern und Robinien aus den Hintergärten hektisch zuwinkten, wartete ich drinnen auf die Dinge, die nicht kommen wollten.

Nach drei Stunden stand ich auf, ging in die Küche, nahm die Schachtel mit den Teebeuteln und strich mit einem schwarzen Edding sorgfältig jeden einzelnen Yogi-Tee-Spruch durch.

Danach durchströmte mich für einen Moment ein Glücksgefühl und ich dachte an die letzte Zeile meines allerersten Gedichts, das ich mit 17 für eine Klassenkameradin geschrieben habe:

Das Leben, was wird´s am Ende bloß ergeben.

PS: Auch allererste Gedichte sollte man mit einem schwarzen Edding sorgfältig durchstreichen!

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