Schlagwort-Archive: Blog-Adventskalender

14 – Wort der Woche

fernrohr

 

 

Honigkuchenpferd

 

 

 

 

 

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13 – Auf den Spuren der Schönheit

schönheit1

Ein Schönheitswettbewerb war der Ausgangspunkt für den Trojanischen Krieg. Die Göttinnen Hera, Athene und Aphrodite lagen im Streite darüber, wer die Schönste von ihnen sei. Um den Wettstreit zu entscheiden, beriefen sie den trojanischen Königssohn Paris zum Schiedsrichter. Diesem gefiel Aphrodite am besten und er überreichte ihr den goldenen Apfel mit der Aufschrift „der Schönsten“. Als Lohn versprach die Göttin dem Jüngling die schönste Frau der Welt – die Griechin Helena, welche jedoch die Gattin des griechischen Fürsten Menelaos war. In Menelaos Abwesenheit entführte Paris Helena, was den Griechen missfiel und sie gen Troja zum Krieg aufbrechen ließ.

Streitereien darüber, wer oder was am schönsten ist, haben eine lange Tradition und werden auch im 21. Jahrhundert fleißig fortgeführt: Ob „Germanys next Topmodel“, diverse Miss-Wahlen oder Ranglisten über die weltschönsten Filmstars, Modekollektionen, Städte oder Parkanlagen – es scheint eine Sehnsucht zu geben, über Schönheit zu diskutieren sowie sie zu prämieren. Über Schönheit lässt sich vortrefflich streiten, da sie keine Eigenschaft ist, die an bestimmte allgemein verbindliche Merkmale gekoppelt ist. Alle Menschen haben eine vergleichbare Vorstellung davon, was „gelb“ oder „rund“ ist, aber viele unterschiedliche Vorstellungen davon, was schön ist. Einige finden sauber sanierte Stadtviertel schön, andere hingegen erkennen in alten bröckelnden Fassaden eine morbide Schönheit.

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12 – Champagner-Revoluzzer

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DMD KIU LIDT

Letztendlich hab ich meine Koffer gepackt
Hab ein Ticket gelöst und bin weit gefahrn
Ich habe aufgeschrieben was ich lang vergessen hab
Auf der Suche nach ein paar verlorenen Jahren
Unterm Strich war ich nicht öfter oben als unten
Aber ja, ich war nie mittendrin
Ich bin ausgezogen in Sachen Liebe und Hass
Ich kann nicht sagen, dass ich wieder gut heimgekommen binAnd now there is nothing where I used to sing
But DMD KIU LIDTWas da jetzt kommt wird mich nicht mehr verlassen
Das weiß ich, und ich weiß noch viel mehr
Oh, ich hab verprasst was es gab zu verprassen
Die Tage die kommen werden lang sein und leer
Oh, ich werd erst mal meine Tür fest verriegeln
Und die Fenster am besten gleich auch
Und dann werd ich mich schrecklich lang niederlegen
Ich spür schon was Kaltes, einen eisigen Hauch

I’m afraid this is nothing but your dirty trick
You know DMD KIU LIDT

Vielleicht schau ich mal rüber zur Grand Dame gegenüber
Vielleicht kommt manchmal Hanky vorbei
Ich werd sagen: »Hanky, wie geht’s der Welt da draußen?«
Und Hanky wird lügen, wird sagen: »Alles ok.«
Wenn’s dunkel ist werd ich dann meine Boots rausholen
Und selbst schaun was da draußen so geht
Ich werd schnell merken sie haben uns mehr als die Straße gestohlen
Und das sagt da jemand der on the road klebt

This is no adventure not even a trick
This is DMD KIU LIDT

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11 – Unterkühlter Abschied von der Zivilisation

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Heinz Helle schickt eine Männerclique in eine postapokalyptische Landschaft

Der beruhigende Klang von explodierendem Kerosin“ – das ist der kuriose Titel von Heinz Helles exzellentem Debüt, dem 2014 sogleich der Sprung auf die Shortlist des Schweizer Buchpreises gelang. In diesem Jahr legte der 37-Jährige rasch mit einem zweiten Kurzroman nach, der es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises schaffte und ebenfalls mit einem originellen Titel aufwartet: „Eigentlich müssten wir tanzen“. Während Helle in seinem Erstling mit einem eigenwilligen Sound von einem Philosophie-Doktoranden erzählt, der in New York mit seinen Gedanken und seiner Liebesunfähigkeit ringt, rückt er dieses Mal eine Männerclique ins Zentrum seiner Geschichte.

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10 – Dinge & Gedichte

agrigento

Heute auf dem Sofa gesessen, aus dem Fenster geschaut und den Spruch beherzigt, der auf dem Teebeuteletikett meines morgendlichen Green-Balance-Yogi-Tees abgedruckt war: Lass die Dinge zu dir kommen.

Während draußen der Herbstwind die Wolken vor sich hertrieb und mir die Äste der Birken, Kiefern und Robinien aus den Hintergärten hektisch zuwinkten, wartete ich drinnen auf die Dinge, die nicht kommen wollten.

Nach drei Stunden stand ich auf, ging in die Küche, nahm die Schachtel mit den Teebeuteln und strich mit einem schwarzen Edding sorgfältig jeden einzelnen Yogi-Tee-Spruch durch.

Danach durchströmte mich für einen Moment ein Glücksgefühl und ich dachte an die letzte Zeile meines allerersten Gedichts, das ich mit 17 für eine Klassenkameradin geschrieben habe:

Das Leben, was wird´s am Ende bloß ergeben.

PS: Auch allererste Gedichte sollte man mit einem schwarzen Edding sorgfältig durchstreichen!

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9 – Verlust = Raucherlunge

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Das kleine O, das jemand dem an der Glastür klebenden Schild mit der Aufschrift Raucherlounge geklaut hat.

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8 – In love with a book

Setz1

Natalie liebte alles, was weltumspannend war, wie Live-Sendungen, Mondphasen oder die Romane von Stephen King. All die Dinge, die in jedem beliebigen Augenblick von möglichst vielen Menschen wahrgenommen und gemocht wurden.“

Was tun, wenn man merkt, dass man in einer Phase, in der man doch eigentlich überhaupt keine Zeit für rein gar nichts hat, gerade dabei ist, sich in einen 1000-Wälzer zu verlieben?

Drei infrage kommende Reaktionsoptionen

Bitte die richtige Antwort ankreuzen

  1. Das Fenster öffnen und aus dem dritten Stock den Wälzer direkt auf die Frontscheibe des SUV plumpsen lassen, der immer den Fußweg zuparkt.
  2. Zum nächsten öffentlichen Bücherschrank laufen und mit dem Teufelswerk eine Lücke zwischen Rosamunde Pilcher und Johannes Mario Simmel stopfen, und anschließend – um einer Kehrtwende zuvorzukommen – rasch mit der Straßenbahn bis zum Stadtrand fahren und dort in einer Pommesbude die Wörter in der BILD zählen.
  3. Sich zu Hause einschließen, alle Telefone abschalten, die Internetverbindung kappen und eine Tüte mit Keksen sowie eine Kanne mit Tee neben das Sofa stellen und einfach weiterlesen, Seite für Seite, bis die 1019 erreicht ist.

Folgen Sie diesem Heißluftballon!“

Der neue Spitzenreiter auf meiner Top Ten der ersten Sätze.

Natalie verwendete nachts das Internet nur dann, wenn nirgends eine Live-Sendung zu finden war. Das Internet war auch live, aber es fühlte sich gleichzeitig an wie etwas Riesiges, das meistens tief schlief und nur punktweise geweckt werden konnte. Es tat so wenig von allein und wurde mit unvorstellbar riesigen Datenmengen vollgestopft, jeden Tag. Das Internet sprach immer mit vollem Mund.“

[Clemens J. Setz: Die Stunde zwischen Frau und Gitarre]

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7 – Wort der Woche

fernrohr

 

 

Geschwurbel

 

 

 

 

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6 – Keine Zeit fürs Nichtstun

Londonkraftwerk

Einfach mal für ein Stündchen am Fenster im Sessel versinken, die Beine hochlegen und den Wolken beim Durchkreuzen des Himmelblaus hinterherschauen – das wäre schön, allerdings wäre es auch schade um die unnütz verstrichenen sechzig Minuten. Was ich alles schaffen könnte in dieser einen Stunde: mehrere Buchkapitel lesen, E-Mails schreiben, mit Freunden telefonieren, im Internet recherchieren, Unterlagen sortieren, die kommende Arbeitswoche organisieren … Nein, faul im Sessel hocken, das ist mir definitiv zu unproduktiv.

In Sachen Zeitverwertung treibt mich ein gnadenloser Anspruch, fürs Nichtstun bleibt da schlichtweg keine Zeit. Die Gestaltung meiner Tage, Stunden und Minuten unterliegt bei mir – wie bei vielen anderen Mitgliedern der heutigen Leistungsgesellschaft – einer Logik der Effizienz. Diese Logik funktioniert ganz im Geiste des vorherrschenden Neoliberalismus, der einen Imperativ der Leistung und Effizienz propagiert. Das zumindest behauptet Byung-Chul Han. Der in Seoul geborene und in Deutschland lehrende Philosoph kritisiert die Leistungsethik des Neoliberalismus, denn diese nehme die Zeit selbst in Geiselhaft und fessle sie an die Arbeit. Somit habe sich letztlich all unsere Zeit in Arbeitszeit verwandelt: „Die Arbeitszeit hat sich heute zu der Zeit schlechthin totalisiert. Sie ist die Zeit, die sich beschleunigen und ausbeuten lässt.“

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5 – Überdosis

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Melancholie

Wo immer ich auch bin – Du bist bei mir
Du stehst da so selbstverliebt und arrogant und
grinst mich an
Voller Genugtuung streust du eine Handvoll
Zweifel in mein kleines Glück
Ach bitte nimm sie zurück,
Melancholie,
nimm sie zurück

Was hast du der Menschheit jemals Gutes gebracht?
Außer Musik und Kunst und billigen Gedichten?
Hast du darüber schon mal nachgedacht?
Ach, so klappt das nie,
Melancholie,
so klappt das nie

Ich mein, du weißt ja,
eigentlich mag ich dich
sehr gerne
Wenn du doch nur ab
und zu mal deine Fresse halten würdest
Aber du zerredest mich solang,
bis ich nicht mehr weiß,
wo ich bin und was ich will
Komm sei endlich still,
Melancholie,
sei endlich still

Was hast du der Menschheit jemals Gutes gebracht?
Außer Musik und Kunst und billigen Gedichten?
Hast du darüber schon mal nachgedacht?
Ach, fick dich ins Knie,
Melancholie,
Du kriegst mich nie klein
Fick dich ins Knie,
Melancholie,
Du kriegst mich nie klein

(Gisbert zu Knyphausen: Melancholie „Hurra! Hurra! So nicht.“ – 2010)

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